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Integrierte Quartierskonzepte VG Montabaur

Integrierte Quartierskonzepte für die Ortsgemeinden
Gackenbach und  Niedererbach in der VG Montabaur


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Projektbeschreibung


Die beiden Ortsgemeinden Gackenbach und Niedererbach in der Verbandsgemeinde Montabaur haben sich entschlossen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und die Energiewende in Deutschland zu unterstützen. Insbesondere an einer eigenen klimafreundlichen Energieversorgung für die privaten Haushalte sind die beiden Kommunen interessiert. Sie nutzten das Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung – Zuschuss Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier“ (KfW-Programm 432) in Verbindung mit der rheinland-pfälzischen Förderrichtlinie „Wärmewende im Quartier“, um jeweils ein integriertes Quartierskonzept zu
erstellen.

In einer umfassenden Betrachtung unter Berücksichtigung vielfältiger Aspekte (städtebauliche, denkmal-pflegerische, baukulturelle, naturschutzfachliche, wohnungswirtschaftliche, demografische und soziale) wurden ausgehend von der Ist-Situation Energieeinsparpotenziale, Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien zur Quartiersversorgung und Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel in den Ortsgemeinden erarbeitet. In beiden Quartierskonzepten arbeitete die Transferstelle Energie mit dem Planungsbüro Stadt-Land-plus, einem Büro für Städtebau und Umweltplanung in Boppard, als interdisziplinäres Projektteam zusammen.

In den beiden Wohngemeinden galt es, für die privaten Gebäudeeigentümer Möglichkeiten zur energetischen Gebäudemodernisierung, zu Energieeffizienzmaßnahmen in den Haushalten und vor allem zu einer klimafreundlichen Strom- und Wärmeversorgung aufzuzeigen. Neben einer Einzelversorgung der Gebäude wurde eine gemeinsame Wärmeversorgung als Schwerpunkthema technisch und wirtschaftlich bewertet. Dazu fand ein Vergleich zwischen einer Holz-Nahwärmeversorgung, einer kalten Nahwärme mit Erdwärmesonden und dezentralen Luft/Wasser-Wärmepumpen in den Gebäuden statt. Eine klimafreundliche Mobilität innerhalb des jeweiligen Quartiers wurden individuell thematisiert. Auch Maßnahmen zur Klimaanpassung und zur
Steigerung der Biodiversität trugen zum integrierten Quartierskonzept bei. Begleitend zur Konzepterstellung waren lokale Akteure zur Mitwirkung in einer Lenkungsgruppe eingebunden. In Bürgerversammlungen hatten Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, sich umfassend über die Zielrichtung und den Bearbeitungsstand zu
informieren sowie eigene Anregungen einzubringen.

Ziel / Ergebnis

Im Rahmen der integrierten Quartierskonzepte galt es, Maßnahmen zu entwickeln, die die Kommune als Wohnort bewahren und stärken. Gerade die Energiewende und der demografische Wandel fordern neue Lösungen für eine nachhaltige Dorfentwicklung. Für beide Ortsgemeinden wurde ein Maßnahmenkatalog für die Umsetzung erstellt und Informationen, die zur Entscheidungsfindung der Einwohnerinnen und Einwohner beitragen, in öffentlichen Versammlungen vorgestellt sowie dokumentiert. Der Fokus lag auf einer klimafreundlichen und preisstabilen Wärmeversorgung für die privaten Wohngebäude.

Als Plattform zur niederschwelligen Informationsbeschaffung wurde beispielweise an der öffentlichen Abschlussveranstaltung in Gackenbach ein Markplatz unter Beteiligung von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, regionalen Betrieben der Energiebranche (Heizungstechnik, Photovoltaik, Ladeinfrastruktur) durchgeführt.

Während für Gackenbach, einer Gemeinde bestehend aus einem Kernort und zwei Ortsteilen, aus wirtschaftlichen Gründen keine gemeinsame Wärmeversorgung in Frage kommt, wurde als Strategie zur Dekarbonisierung der privaten Haushalte eine dezentrale, strombasierte Lösung aufgezeigt. Bei Erneuerungsbedarf empfiehlt sich die bisherige fossile Wärmeerzeugung gegen eine Wärmepumpe unter Beachtung zusätzlicher Maßnahmen für einen energieeffizienten Betrieb im Bestand auszutauschen. Eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach ermöglicht, einen Teil des selbsterzeugten Solarstroms im Haushalt und für den Wärmepumpenbetrieb zu nutzen. Ein Batteriespeicher speichert überschüssigen Solarstrom zwischen, um ihn später zu nutzen. Darüber hinaus kann Elektromobilität in die eigene Stromversorgung eingebunden werden und als Speicher dienen. Wird rund 60 % des Photovoltaik-Dachflächenpotenzials umgesetzt, kann der Bedarf für Strom, Wärme und Mobilität in Gackenbach bilanziell gedeckt werden.

In Niedererbach wurde für den Ortskern, in dem sich u. a. alle sechs kommunalen Gebäude befinden, ein Vergleich verschiedener Wärmeversorgungsvarianten aufgestellt. Zuvor zeigte sich eine hohe Beteiligung der privaten Gebäudeeigentümerinnen und Gebäudeeigentümer an einer gemeinsamen Wärmeversorgung. Das Ergebnis des Wärmevergleichs eröffnete eine Chance für eine kalte Nahwärmeversorgung basierend auf Geothermie. Auf Grundlage dieser Untersuchungen im Quartierskonzept hat sich Niedererbach dazu entschlossen, eine kalte Nahwärme weiterzuverfolgen. Im nächsten Schritt soll die Bundesförderung effiziente Netze genutzt werden, um es in einer Machbarkeitsstudie zu konkretisieren und weitere Planungsschritte vorzubereiten.

In beiden Quartierskonzepten war die Wärmeerzeugung mit dem Thema energetische Gebäudemodernisierung eng verknüpft. So wurden Gebäudesteckbriefe zu den vorhandenen Gebäudetypen differenziert nach Gebäudeart und Baualtersklasse als Erstinformation zu Sanierungsvorschlägen für die privaten Haushalte verfasst. Aus Ihnen gehen Dämmmaßnahmen für die Gebäudehülle sowie ein Vergleich verschiedener Wärmeerzeuger einschließlich einer wirtschaftlichen Bewertung anhand von Mustergebäuden hervor.

Für beide Ortsgemeinden ist eine nachhaltige Dorfentwicklung vor dem Hintergrund der Energiewende und des demografischen Wandels entscheidend. Die Quartierskonzepte zeigen individuelle Lösungsvorschläge auf und ermöglichen, weitere Schritte zur Umsetzung einzuleiten.

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